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Digitalisierung im Unterricht: Wird der Unterricht dadurch wirklich besser?

Ein Kommentar.

„Der digitale Wandel ist Teil unserer Lebenswirklichkeit. Wir befinden uns in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der unsere Art zu kommunizieren, zu lernen, zu wirtschaften und zu arbeiten verändert. Die Landesregierung verfolgt im Rahmen ihrer Initiative „NRW 4.0″ das Ziel, die Chancen des digitalen Wandels in allen Wirtschafts- und Lebensbereichen umfassend zu nutzen. Es geht darum, die Digitalisierung so zu gestalten, dass möglichst alle daran teilhaben können.“
So weit hat das die Landesregierung in ihrem Digitalpakt gut erkannt.

Dass wir natürlich in der Schule auf die gesellschaftlichen Veränderungen reagieren müssen, bleibt unumstritten. Digitalisierung ist ja gerade modern und in aller Munde. Aber wird durch das Nutzen der Medien Unterricht auch wirklich in seiner Qualität besser?

Obwohl es im letzten Jahrzehnt keine empirisch belegbaren Daten dafür gab, dass die gehypten kooperativen Lehr- und Lernformen zu besseren Lernergebnisse und zu mehr Motivation der Schüler*innen führten, wurde lange an der Maxime der kooperativen Lehrformen festgehalten. In letzter Zeit gewann man den Eindruck, dass auch der zuletzt in Verruf geratene Frontalunterricht wieder eine Renaissance erfuhr, da eine Studie der Bertelsmann-Stiftung zum Ergebnis hatte, das gerade diese Unterrichtsform gute Lernergebnisse erzielte. So stellt sich die Frage, ob man den Unterricht komplett auf die Maxime der Digitalisierung ausrichten sollte, obwohl auch hier noch keine Ergebnisse vorliegen, ob der der Unterricht so nachhaltig besser wird?!

Wenn nicht schon bald den Schüler*innen ganze Laptop bzw. Tablet-Klassensätze zur Verfügung gestellt werden, bleibt das Digitale Lernen eine one-man-Show des Lehrers. Und es bleiben Schüler*innen, die sich mehr durch Schein als durch Sein blenden lassen, dass die schönere Visualisierung durch das Tablet auch zu besseren Lernergebnissen führt. Eine detaillierte Analyse eines Textes, die Bearbeitung von Schülerleistungen etc. ließen sich auch per OHP ganz ohne digitalen Aufwand sehr ertragreich durchführen.

Das von Ruben Puentedura entwickelte SAMR-Modell beschreibt wie sich das Lehren und Lernen durch den Einsatz von Medien verändert und und wie der Unterricht durch den Einsatz von digitalen Mitteln verbessert werden kann. Er unterscheidet dabei zwischen den Ebenen „Substitution“ (S), ein Unterricht bei dem analoge Medien nur durch digitale ersetzt werden, die Unterrichtsstruktur aber gleich bleibt. Bei der zweiten Stufe, der „Augmentation“ (A) werden Medien unterstützend genutzt, Lern-Apps, digitale Karten, Online-Wörterbücher etc. werden unterstützend in den Unterricht integriert.
Auf dieser Entwicklungsstufe stehen wir derzeit.

Wünschenswert sei aber das Erreichen der beiden letzten Ebenen „Modification“ und „Redefinition“. Bei diesen beiden Ebenen werden Medien von Schüler*innen so genutzt, dass sie Unterricht verändern und bereichern und zwar in der Form, in der es mit analogen Medien nicht möglich wäre. Als Beispiel hierfür sei z.B. die Ergänzung eines digital erstellten Referats durch eigens erstellte Erklärvideos oder Audiodateien genannt.

Als Höhepunkt der Unterrichtsentwicklung nennt Puentedura die absolute Nutzung von Medien in einer neuartigen Form nicht als Ergänzung des Unterrichts. So könnten z.B. E-Books anstelle von Essays erstellt und multimedial ergänzt werden. Auch der sogenannte „Flipped classroom“ wird ihr erwähnt. Aspekte der Wissensvermittlung könnten so per Video oder Audiodatei vom Lehrer dargestellt werden (z.B. der Satz des Pythagoras) und die Schüler*innen hätten dann im Unterricht mehr Zeit um Üben und Anwenden.

Bei letzterem Ansatz stellt sich einem die Frage, ob das wirklich so ertragreich und sinnvoll ist, aber grundsätzlich stellen E-Books etc. sicherlich eine sinnvolle Alternative zum herkömmlichen Unterricht dar.

Die Schüler*innen sollten schnell mit Klassensätzen an Tablets etc. ausgestattet werden, damit Medien nicht nur anstelle von analogen Medien genutzt, sondern eine sinnvolle Ergänzung der Unterrichtsstruktur darstellen. Das Verhältnis von Aufwand und tatsächlichem Ertrag bei der Nutzung von Medien sollte dabei stets im Fokus des Unterrichts stehen.

Beitragsbild: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:SmartBoard.JPG

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